Grundsätzliches zur Übernahme eines Auslandshundes bzw. eines Hundes aus dem Tierschutz

 

Für Interessenten an einem Auslandshund sollte in erster Linie die Frage „Wie finde ich eine seriöse Organisation?“ im Vordergrund stehen.

 

Seriöse Organisationen sind jene, die JEDE Frage des potenziellen neuen Hundehalters
ernst nehmen und beantworten – auch wenn es mal Mühe macht und ein paar
Tage dauern kann, bis die Antwort gegeben werden kann. Was manchmal auch bedeutet, dass es auf eine Frage keine Antwort gibt. Wird ein Hund über den Zaun eines TH geworfen, wird es zwangsläufig schwer werden, Informationen über sein Vorleben zu liefern.


Des Weiteren wird eine seriöse Organisation auf Anfrage oder bereits auf der Homepage exakt aufschlüsseln, wofür die Schutzgebühr/Übernahmegebühr Verwendung findet. Z. B. für Kastrationsprogramme (deren Existenz auch nachgewiesen werden kann), Schulung und Information der einheimischen Bevölkerung (wir wollen ja eigentlich alle davon weg, dass Tiere aus einem Land ausgeführt werden müssen, weil ihre Behandlung im Ursprungsland nicht tierschutzgerecht ist), selbstverständlich für Medikamente, tierärztliche Untersuchungen, medizinische Tests, Futter etc., was sich eigentlich von selbst versteht.

 

Hinzu kommt, dass eine gute Organisation die neuen Halter hinsichtlich ihrer Eignung, ihrer häuslichen Umstände überprüft. Und zwar wirklich überprüft und nicht nur schaut, ob ein Garten vorhanden ist oder dergleichen. Wir reden hier von Hunden mit Vergangenheit. Ersthundhalter und solche, die einen lieben, einfachen, möglicherweise noch souveränen Hund haben möchten, sind mit einem Hund aus dem Tierschutz oftmals schnell überfordert.

 

So gehört auch dazu, dass die Organisation durch Nachfrage prüft, ob sich der zukünftige Halter wirklich darüber Gedanken gemacht hat, was durch die Übernahme eines Hundes, dessen Entwicklung in der Regel nicht abzuschätzen ist, auf ihn zukommt.

 

Außerdem schätze ich jene Organisationen, die in ihren Homepages bereits ausführlich über Mittelmeer- und andere Krankheiten informieren, die im Ursprungsland üblich sind.
Dies beinhaltet auch die Information, dass ALLE Hunde, auch die vor Ort negativ getesteten, nach spätestens 6 Monaten erneut getestet werden müssen, da manch eine dieser Krankheiten eine längere Inkubationszeit hat. Im Fall der Leishmaniose beträgt die Inkubationszeit im schlimmsten Fall immerhin bis zu 7 Jahre! Wer also einen Hund aus Südeuropa übernimmt, kann genau genommen vor Ablauf dieser Zeit bzgl. der
Leishmaniose überhaupt nicht sicher sein. Auch dies muss einem künftigen Halter deutlich gemacht werden.

 

Eine gute Organisation weist in ihrer Homepage auf die Besonderheiten der
Mittelmeerkrankheiten hin, erläutert, welche Behandlungsmöglichkeiten existieren, wobei man jedoch bedenken sollte, dass kein Hund wie der andere ist, sodass dies nur allgemeine Informationen sein können. Manch ein Hund verträgt ein bestimmtes Mittel nicht und kann dementsprechend nur anders oder womöglich gar nicht behandelt werden kann.

 

Was die Kosten betrifft hängt es ebenfalls immer vom Einzelfall ab.
Die Kosten für Grundbehandlungen in Bezug auf Krankheiten wie bspw. Babesiose oder
Ehrlichiose lassen sich zwar in etwa beziffern, doch ob die Erstbehandlung anschlägt, steht im Allgemeinen in den Sternen.
Was zu tun ist, wenn eine dieser Krankheiten ausbricht, kann man bei entsprechend
spezialisierten TÄ erfahren oder z. B. auf der Seite www.leishmaniose-forum.de, wo sich
Fachleute beileibe nicht nur mit der Leishmaniose beschäftigen und betroffenen Haltern
Auskunft geben.

 

Auf bereits vorhandene auffällige oder problematische Verhaltensweisen muss die
Organisation bzw. die Pflegestelle (soweit vorhanden) den Interessenten unbedingt
aufmerksam machen. Allerdings ist es gar nicht so selten, dass unerwünschtes Verhalten oder gar echte Probleme erst später auftauchen, wenn der Hund sich in seinem neuen Zuhause eingewöhnt hat. Die Eingewöhnungszeit sollte im Übrigen ebenfalls nicht unterschätzt werden. Sie dauert im Durchschnitt 1 Jahr. Mal mehr, mal weniger. Abhängig von den Vorerfahrungen, der Prägung, ganz allgemein vom Vorleben des Hundes und ebenso abhängig von den neuen Umständen, in denen er sich wiederfindet.


Selbst wenn das Vorleben eines Hundes bekannt sein sollte, lassen sich nicht unbedingt
irgendwelche Problemverhalten daraus ableiten. Hinzu kommt, dass ein Hund, der im
Tierheim, im Auslands-Tierheim oder bei der Pflegestelle irgendwelche unliebsamen oder
wie auch immer gearteten Verhalten zeigt, diese nicht notwendigerweise im neuen Zuhause zeigen muss. Wir reden von Lebewesen – so individuell der Hund, so individuell das Verhalten. RECHNEN muss ich als zukünftiger Halter eines Hundes aus dem Tierschutz jedoch grundsätzlich mit allem!


Womit ich zu einem heiklen Thema komme.
Nur zu gern wird den Organisationen, Pflegestellen und Vermittlern die volle Verantwortung dafür, dass eine für alle Beteiligten gute Vermittlung stattfindet, zugeschoben. Und wie oben bereits dargestellt, ist diese Verantwortung gewiss nicht klein.


Wer jedoch ein Lebewesen in seine Familie aufnehmen möchte, z. B. einen Hund aus
dem Ausland oder aus dem deutschen Tierheim – was ich sehr begrüße und
unterstütze – oder aber auch vom Züchter, der hat sich im Vorfeld nicht nur ein oder
zwei Tage, eine Woche, sondern gründlich Gedanken zu machen. Vor allem und
besonders, wenn bereits ein Hund im Haushalt lebt.

 

Es ist heute durchaus möglich, sich über die oben angesprochenen Krankheiten sowie über Staupe, Parvovirose, Hepatitis etc. im Netz oder aber bei guten Tierärzten zu informieren. Jedem zukünftigen Halter eines Hundes mit Vergangenheit sollte – nein – MUSS klar sein, dass er sich im Regelfall ein Überraschungspaket ins Haus holt und nur selten, ganz selten einen Hund, der sich völlig unauffällig, dankbar, lieb und leicht erziehbar ins Leben des Halters integriert.


Ist der zukünftige Halter nicht erfahren im Umgang mit Problemverhalten oder steht das Geld für die Hinzuziehung eines Fachmanns von vornherein nicht zur Verfügung, sollte man von solchen Experimenten Abstand nehmen.


Gleiches gilt für die evtl. auftretenden Tierarzt-Kosten. Unter Umständen kommt eine
lebenslange medikamentöse Behandlung auf den neuen Halter zu. Einschließlich
regelmäßiger Blutkontrollen etc. Wie sehr dies ins Budget schlagen kann, weiß ich aus
eigener Erfahrung.


Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die emotionale Belastung, die die Betreuung eines
geliebten, aber kranken Hundes mit sich bringt.


Um es auf den Punkt zu bringen:
Die Verantwortung der Organisationen ist also groß und wird in vielen Fällen nicht erfüllt,
oftmals wegen Überlastung der Mitarbeiter. Hier ist also genaues Recherchieren im Vorfeld gefragt.


Und leider gibt es eben auch die „schwarzen Schafe“ unter den Organisationen und
Vermittlern. Jene, die letztlich durch die Einfuhr süßer Hundchen aus dem Ausland Geld
verdienen, das in den eigenen Taschen landet, statt in die Tierschutzarbeit vor Ort zu gehen. Solchen Kriminellen nicht auf den Leim zu gehen gelingt nur, wenn man genau hinhört, auf welche Weise einem Fragen beantwortet werden und bei Unsicherheit auf die Übernahme des Wunschhundes zu verzichten – auch wenn dies extrem schwer fällt.

 

Ich möchte noch einmal betonen, dass sich „Auslandshunde“ und Hunde aus einem
deutschen Tierheim hier in nichts nachstehen. Auch in Deutschland geschehen schreckliche Dinge mit Hunden und dementsprechend traumatisiert können diese sein. Auch in Deutschland können Hunde an schrecklichen Dingen erkranken bzw. erkrankt sein und entsprechende Kosten verursachen. Erschwerend kommt hinzu, dass inzwischen immer mehr ursprünglich aus dem Ausland stammende Hunde in deutschen Tierheimen ihr Leben fristen, eben weil sich neue Halter im Vorfeld nicht ausreichend informiert haben und/oder von einer Organisation falsche, keine oder unvollständige Informationen geliefert bekamen. Oder aber, weil die Geduld und/oder Erfahrung, ein traumatisiertes Wesen in die Familie einzugliedern, einfach nicht vorhanden war.

 

Ich möchte jeden Interessenten bitten, sich seiner eigenen Verantwortung bewusst zu
werden.

 

Ist nach reiflicher Überlegung die Entscheidung „pro“ Hund gefallen, steht eines fest: Für ein Lebewesen, für eine Seele, die bisher ohne Zukunft war, hat sich die Welt verändert.
Wir können vielleicht nicht die ganze Welt retten, aber wenigstens EIN Leben.

 

© Elke Franz, Hundeschule 4plus2! – für Pfotenpartner & Seelenfreunde

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