Leptospirose
Definition
Bei der Leptospirose handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch eine Reihe von Spiralbakterien (Spirochaeten) verursacht wird. Zu der Familie dieser Bakterien zählen auch die Treponemen (Syphilis des Menschen) und Borrelien, die durch Zecken übertragen zu einer Borrelioseerkrankung führen können. Diese weltweit vorkommenden Erreger befallen Tiere unabhängig vom Alter, sowohl unsere Haustiere wie Hunde, Schweine, Rinder als auch kleine Nager wie Ratten, Mäuse und wildlebende Tiere. Das Ende der Infektionskette bildet der Mensch, der seltener erkrankt. Da sich diese Infektionskrankheit von Tieren auf den Menschen überträgt, wird sie als eine Zoonose eingestuft, wobei dem Hund als Reservoir und Ansteckungsquelle für den Menschen eine nicht unbedeutende Rolle zuteil wird. Die Katze hingegen hat diesbezüglich nur eine untergeordnete Rolle, da Leptospiren bei Katzen nur sehr selten nachgewiesen wurden.
Verbreitung: Weltweit (Hauptträger: Ratten, Mäuse etc.)
Erreger
Bei den Erregern handelt es sich um eine große Spiralbakterienfamilie mit fast 200 Unterarten, von denen die meisten gutartig sind und sogar einige zur normalen Mundflora des Menschen zählen. Die pathogenen (krankmachenden) Stämme sind in der Minderheit, haben aber erstaunliche Strategien entwickelt, um eine erfolgreiche Ausbreitung erzielen zu können. Dazu gehört das Überleben in feuchten Böden und in tierischen Wirten, die durch die Ausscheidungen eine Ausbreitung der Bakterien gewährleisten, die dann in der Lage sind, dank ihrer extrem dünnen Beschaffenheit durch die intakte Schleimhaut oder kleine Hautrisse in den neuen Wirt einzudringen.
Die wichtigsten Haupterregergruppen sind:
Leptospira interrogans ist die Sammelgruppe für krankmachende Leptospiren:
Hauptreservoir stellen Ratten, Mäuse, Schweine, Kühe, Hunde, Pferde wie auch wildlebende Tiere dar.
Die von dieser Gruppe ausgehenden 19 Untergruppen sind alle pathogen (krankmachend). Hier sind nur einige der wichtigsten mit medizinischer Bedeutung aufgeführt:
1. Leptospira canicula: Hauptreservoir stellt der Hund (Fuchs, Wolf, Rind, Schwein) dar und verursacht die Stuttgarter Hundeseuche.
2. Leptospira icterohaemorrhagiae : Hauptreservoir stellt die Ratte (Hund, Fuchs, Schwein und Rind) dar und verursacht die Weilsche Erkrankung.
3. Leptospira pomona : Hauptreservoir stellen Schweine und Rinder dar. Die Erkrankung ist häufig chronisch und führt zu Dauerausscheidern.
4. Leptospira grippotyphosa : Hauptreservoir stellen Wildtiere wie Wühlmäuse und Eichhörnchen (aber auch Pferd, Rind, Schwein, Schaf und Hund) dar.
All diese Bakterien können auf den Hund oder die Katze übertragen werden und anschließend einen Menschen erkranken lassen.
Übertragung
Ein mit Leptospiren infiziertes Tier scheidet die Bakterien mit dem Urin aus. Diese überleben im feuchten Erdboden, Wasserpfützen und kleinen Tümpeln. Der Hund oder die Katze trinken aus der Pfütze, wobei die Bakterien Kontakt mit der Schleimhaut haben. Da diese Bakterien extrem dünn sind, schlängeln sie sich zwischen den Zellen der Schleimhaut hindurch und dringen in die Blutbahn ein. Danach wandern die Leptospiren in die Nieren und vermehren sich dort. Nach vier bis vierzehn Tagen können die ersten Symptome der Infektion beobachtet werden.
Beim Menschen kann die Übertragung durch das Haustier stattfinden, nachdem sich beispielsweise der Hund zuvor den Genitalbereich geleckt hat und anschließend den Besitzer ableckt. Durch kleine Verletzungen der Oberhaut können dann die mit dem Speichel aufgebrachten Erreger in den Körper des Menschen eindringen.
Krankheit
Weilsche Krankheit
Ist eine bösartig verlaufende Form der Leptospirose, verursacht durch Leptospira icterohaemorrhagiae. Die Hauptquelle (Reservoir) sind Ratten und Mäuse. Gefährdet sind vor allem Menschen, Hunde und Schweine aber auch andere Tierarten.
Symptome sind Schwäche, hohes Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen, gefolgt von Gelbsucht und Hautrötungen, sowie Zeichen von Leber- und Nierenerkrankungen.
Schließlich führen Nieren- und Leberversagen bei unbehandelten oder zu spät behandelten Tieren zum Tod.
Stuttgarter Hundeseuche
Wird vorrangig beim Geschlechtsakt und bei unhygienischer Hundehaltung übertragen.
Symptome sind Blutarmut, Fehlgeburten, Gelbsucht mit generativem Abbau der Leber, Niere und Milz mit starkem Durst und Erbrechen. Nach dem Versagen der Organe folgt der Tod des Tieres.
Die chronische Form
Die Chronische Form der Leptospirose kann durch einige schwächere Stämme wie Leptospira pomona und grippothyphosa ausgelöst werden. Diese führen zu keinen so schweren Symptomen wie bei den beiden ersten Stämmen beschrieben. Die Krankheit verläuft ohne offensichtliche Symptome, was zur Dauerausscheidung von Leptospiren führt und eine große Gefahr für den Menschen darstellen kann.
Diagnose
Die Diagnose kann leider nicht anhand von klinischen Symptomen erbracht werden. Ein großer Teil der bereits oben angeführten Symptome lässt sich bei einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten nachweisen. Die genaue Diagnose wird von Speziallaboratorien erbracht, die über verschiedene lebende Leptospirenstämme verfügen und eine Leptospiren lebend Agglutination durchführen können. Durch die im Blut befindlichen Abwehrstoffe verklumpen die Leptospiren im Mikroskopfeld zu einem Haufen. Die auf der oberflächlichen Hülle der Bakterie befindlichen Antigene reagieren mit den im Blut des erkrankten Tieres befindlichen Antikörpern. Diese Reaktion zeigt das Vorhandensein von Abwehreiweißen an. Es können aber auch andere Diagnosetechniken zum Einsatz kommen.
Therapie
Sollte vorzugsweise in einer Tierklinik erfolgen, die über eine Isolierstation für Infektionskrankheiten verfügt, da mit den Ausscheidungen des kranken Tieres jede Menge Bakterien (Leptospiren) ausgeschieden werden. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Zusätzlich werden je nach Schwere des Krankheitsbildes unterstützende Maßnahmen wie beispielsweise Dauertropfinfusionen notwendig. Nach der Kontrolle des Blutbildes, der Gerinnung, Nieren- und Leberwerte wird dann vom behandelnden Tierarzt / Tierärztin über weitere Behandlungsschritte entschieden.
In schweren Fällen liegt die Todesrate der Hunde bei etwa 30%.
Prophylaxe / Vorbeugung
Bei Zwinger- oder Stallhaltung sind unbedingt hygienische Maßnahmen zu berücksichtigen. Vorsorge gegen Ratten und Mäuse sollte betrieben werden, und der Kontakt zwischen gesunden und erkrankten Tieren muss vermieden werden.
Die beste Vorbeugung ist die Schutzimpfung, die wenigstens einmal jährlich, in gefährdeten Gebieten halbjährlich vom Tierarzt /Tierärztin durchgeführt werden sollte.
Die Impfung erfolgt gegen Leptospira interrogans, icterohaemorrhagiae und canicola, die als die gefährlichsten gelten. Die anderen Leptospirenstämme können bei der chronischen Verlaufsform der Leptospirose trotz allem von Bedeutung sein. Erkrankungen durch andere als im Impfstoff enthaltene Stämme sind bei Hund und Katze sehr selten. Gegen diese Stämme kann der Impfschutz nur eine Teilimmunisierung geben und eventuell nicht ausreichen, so dass geimpfte Tiere erkranken. Die Erkrankung ist jedoch im allgemeinen nicht so schwerwiegend.
Eine regelmäßige Impfprophylaxe schützt nicht nur das Tier, sondern auch den Menschen vor den gefährlichsten Stämmen der Erreger der Leptospirose!
Quelle:
http://www.tierklinik.de/medizin/infektionskrankheiten/bakterielle-infektionen/
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