Tollwut
Die Tollwut ist eine Zoonose, die das zentrale Nervensystem befällt. Eine Infektion endet für alle Säugetiere tödlich. Es existieren jedoch für Mensch und Tier Schutzimpfungen.
Verbreitung
Die Tollwut ist weltweit verbreitet. Lediglich Australien und die Antarktis sind, ebenso wie einige Inseln (Großbritannien, Japan,
Neuseeland, Australien, Chile, Irland, Neuguinea, Norwegen, Schweden und Taiwan ), auf Grund von Quarantänemaßnahmen frei von Tollwut.
In Deutschland und weiten Teilen Europas kommt die Tollwut aufgrund von wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen nur noch selten vor. Vor allem die orale Immunisierung der Füchse durch so genannte
Impfköder sowie regelmäßige Impfungen von Haus- und Nutztieren haben zu einer weitestgehenden Eliminierung der Krankheit beigetragen. Länder wie die Schweiz, Finnland, die Niederlande, Italien,
Luxemburg, Frankreich, Belgien sowie die Tschechische Republik gelten derzeit offiziell als tollwutfrei. Zwar werden auch in Osteuropa Fortschritte erzielt, jedoch stellt die Tollwut dort bei
Wild- und Haustieren immer noch, ebenso wie in Asien und Afrika, ein Problem dar.
Virusreservoir
Träger des Tollwutvirus waren in der Vergangenheit in mitteleuropäischen Breiten hauptsächlich wild lebende Fleischfresser wie Füchse,
Dachse, Marder, aber auch Rehe und unter den Haustieren Weidetiere (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde) sowie Hunde und Katzen. Die häufigste Infektionsquelle ist jedoch der Fuchs, der das
Hauptvirusreservoir darstellt.
Hunde und Katzen spielen vor allem als Expositionstiere für den Menschen eine wichtige Rolle. Eichhörnchen, Ratten und Mäuse haben in Deutschland als Reservoir keine Bedeutung und bedingen in der
Regel keine Impfindikation.
In Amerika stellen Stinktiere, Waschbären, Fledermäuse und Füchse die Hauptreservoire dar.
Seit einigen Jahren wird in Deutschland und anderen Ländern Europas auch bei Fledermäusen ein Tollwutvirusreservoir beobachtet. Es hat jedoch mit der Tollwut bei Füchsen nichts zu tun, da die
Fledermaustollwut durch andere Viren (Europäische Fledermaustollwutviren) hervorgerufen wird.
Außerdem können an Tollwut verendete Tiere bis zu 90 Tage infektiös bleiben.
Erreger & Klinik
Bei der Tollwut (Rabies, Lyssa) handelt es sich um eine virale Infektionskrankheit und eine Zoonose. Das zur Familie der Rhabdoviridae
(RNA-Viren) gehörende Lyssa-Virus ist ein neurotropes Virus. Es ist ausnahmslos für alle Säugetiere pathogen und eine Infektion endet nach einer unterschiedlich langen Inkubationszeit von wenigen
Wochen bis zu einem Jahr oder länger letal. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Angehen einer Infektion kommt, von Tierart zu Tierart sehr unterschiedlich. Beim Menschen führt ein Biss
von einem tollwütigen Tier nur in 15 - 60 Prozent der Fälle zu einer Erkrankung.
Das Virus wird mit dem Speichel (z. B. bei Bissen) übertragen. Danach verbleibt es für eine Weile lokal an der Bissstelle in der Muskelzelle. Nach einer ersten Replikationsphase in den
Schwann'schen Zellen gelangt das Virus dann über die Nervenbahnen in das Rückenmark und in das Gehirn. Nach einer weiteren Vermehrungsphase gelangt das Virus dann in die Speicheldrüsen, in die
Bauchspeicheldrüse und die Haarbalgdrüsen, wo es sich erneut vermehrt und mit dem Sekret (Speichel, Verdauungssekret, Schweiß) abgegeben wird.
Das klinische Bild wird bestimmt durch die Folgen einer akuten Enzephalitis mit neuraler Degeneration.
Es gibt zwei Formen der Tollwut:
1. Klassische oder rasende Wut
Bei Tieren ist in der Regel diese Form zu beobachten.
Sie kann in drei Phasen unterteilt werden. In der Prodromalphase (etwa 3 Tage) kommt es zu Fieber, Verhaltensänderung, Hydrophobie und
Paraesthesie.
In der Exzitationsphase (3 - 7 Tage) herrschen Unruhe, Erregung, Aggressivität und Speichelfluss vor.
Es schließt sich die Paralysephase an. Hier kommt es zur Lähmung von Gesicht, Hals, Rumpf und schließlich der Gliedmaßenmuskulatur. Exitus
nach 3 - 4 Tagen.
2. Stille Wut
Diese Form tritt viel seltener auf. Hier bleibt die Exzitationsphase aus. Die für die Tollwut typische gesteigerte Aggressivität
fehlt.
Histologie
Charakteristisch für eine Tollwutinfektion sind die Demyelinisation der Nerven und die intrazytoplasmatischen Einschlusskörperchen (Negri bodies).
Prophylaxe
Für Haustiere wie Hund, Katze und Pferd stehen wirksame Totimpfstoffe zur Verfügung.
Hund/Katze
Hunde und Katzen können ab der 8. Lebenswoche gegen Tollwut geimpft werden. Zur Optimierung des Antikörperspiegels ist eine Wiederholungsimpfung nach 2 - 3 Wochen empfehlenswert. Die
Auffrischimpfung ist dann im Abstand von einem Jahr (je nach Hersteller auch 3 J.) notwendig.
Bei Hund und Katze besteht laut Tollwut-Verordnung ein wirksamer Impfschutz, wenn eine Impfung gegen Tollwut
a) im Falle einer Erstimpfung bei Welpen im Alter von mindestens drei Monaten mindestens 21 Tage nach Abschluss der Grundimmunisierung und
längstens um den Zeitraum zurückliegt, den der Impfstoffhersteller für eine Wiederholungsimpfung angibt, oder
b) im Falle von Wiederholungsimpfungen die Impfungen jeweils innerhalb des Zeitraumes durchgeführt worden sind, den der Impfstoffhersteller für die jeweilige Wiederholungsimpfung angibt.
Mensch
Es gibt auch eine vorbeugende Impfung für den Menschen. Jedoch wird diese in Deutschland und Europa nur Personen sogenannter Risikogruppen empfohlen, da das Tollwutaufkommen in diesen Ländern sehr gering ist.
Ist jedoch eine Reise in Länder geplant, in denen die Tollwutinzidenz hoch ist (Asien, Afrika), sollte über eine prophylaktische Tollwutimpfung nachgedacht werden. Diese ist jedoch recht kostspielig, da die Grundimmunisierung mit dem Totimpfstoff vier Injektionen umfasst (0., 7. , 28. Tag und nach 12 Monaten).
Besteht der Verdacht auf eine Tollwutinfektion nach einer möglichen Exposition, sollte die Person sofort mehrmals in den nächsten Tagen
aktiv immunisiert werden.
Immunisierung von Füchsen
Ist der Ausbruch der Tollwut bei einem Fuchs amtlich festgestellt worden oder liegen sonst gesicherte Anhaltspunkte dafür vor, dass die Tollwut durch den Fuchs verbreitet wird, ordnet die
zuständige Behörde eine verstärkte Bejagung, orale Immunisierung und die Untersuchung der Füchse an. Außerdem sind Jäger zur Auslegung der Impfköder im Rahmen der oralen Immunisierung im Falle
einer behördlichen Anordnung verpflichtet.
Impfköder für Füchse
Die so genannten Impfköder für Füchse enthalten attenuierten Lebendimpfstoff. Sie werden auf behördliche Anordnung hin von den Gemeinden flächendeckend und nach Möglichkeit "grenzübergreifend" ausgelegt bzw. per Flugzeug abgeworfen.
Bekämpfungsmaßnahmen
Bei der Tollwut handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Bei Tieren sind therapeutische Maßnahmen verboten. Ist der Ausbruch oder der Verdacht des Ausbruchs der Tollwut in einem Betrieb oder an einem sonstigen Standort amtlich festgestellt, so kann die zuständige Behörde die sofortige Euthanasierung und unschädliche Beseitigung der seuchenverdächtigen Tiere anordnen, es sei denn, die verdächtigen Tiere haben einen Menschen gebissen oder standen/stehen nachweislich unter einem wirksamem Impfschutz.
Dann kann die zuständige Behörde (Veterinäramt) auch die behördliche Beobachtung bis zur Bestätigung oder Beseitigung des Verdachts
anordnen.
Gefährdeter Bezirk
Wurde bei einem Haus- oder Wildtier die Tollwut festgestellt oder besteht der Verdacht des Ausbruchs der Tollwut, so ist eine Fläche von mindestens 5.000 Quadratkilometern oder ein Radius von
mindestens 40 Kilometern um die Fundstelle zum gefährdeten Bezirk zu erklären und öffentlich auszuweisen. An den Zugängen zu dem gefährdeten Bezirk und an anderen geeigneten Stellen müssen
Schilder mit der deutlichen und haltbaren Aufschrift "Tollwut! Gefährdeter Bezirk" gut sichtbar angebracht werden. Im gefährdeten Bezirk dürfen Hunde und Katzen nicht frei laufen gelassen werden.
Hiervon ausgenommen sind nachweislich geimpfte Hunde und Katzen. Hunde müssen zusätzlich von einer Person begleitet werden, der sie zuverlässig gehorchen.
Quelle: http://www.vetion.de/